Nähen für Grosse

MAcleo Parka: Absolut wintertauglich!

Es ist mir noch nie so schwergefallen, einen Post zu schreiben. Es gäbe so viel zu erzählen zu diesem Projekt und ich verliere ständig den Faden und verzettle mich. An irgendeinem Kurs habe ich mal gelernt, einen Text nach den grossen sieben Ws zu strukturieren, ich beschränke mich hier aber mal auf fünf. Also los geht’s:

Was: Ich habe mir eine gefütterte Winterjacke für die langen, kalten Winter in der Schweiz genäht. Lange habe ich nach einem Schnitt gesucht, der meinen Anforderungen entspricht. Leichte A-Linien-Form, keine aufgesetzten Taschen, keine Taillierung, dafür Kapuze und Reissverschluss, innenliegende Bündchen und vor allem wintertauglich. Fündig wurde ich bei ki-ba-doo mit dem Schnitt MAcleo.

 

 

Der Schnitt ist auf eine Stoffstärke von 1 bis 1.5 cm ausgelegt, also perfekt für die Kombination mit einem warmen Futterstoff. Für die Wärmeisolation habe ich übrigens einen Thinsulate verwendet. Gemäss Dr. google besticht Thinsulate durch Isoliereigenschaften bei zugleich hoher Atmungsaktivität und ist daher ideal im Winter für Kleidungsstücke. So sah meine Innenjacke von Aussen aus:

 

 

Welchen Aussenstoff ich verwenden würde, war eigentlich von Anfang an klar, nämlich einen Oilskin. Ich war fasziniert von diesem Stoff und seinen Eigenschaften. Als mir dann mein Mann auf Weihnachten einen Gutschein von meinem Lieblingsstoffladen im Nachbarsort geschenkt hatte, war auch klar, wo ich ihn kaufen werde, nämlich im Urmeli, Wohlen AG. Der Laden hat eine schöne Auswahl an verschiedenen Oilskin-Arten und Farben. Ich habe mich für einen Dry Oilskin von Merchant and Mills entschieden. Der Dry Oilskin ist wasserfest und windabweisend und im Gegensatz zum klassischen Oilskin matter und samtiger. Die Farbwahl war etwas schwieriger. Es gibt so viele tolle Farben. Ursprünglich wollte ich einen (bordeaux-)roten Mantel nähen. Aber der rote Oilskin, auch Oxblood Red genannt, war dann mehr braun als rot und der wine-farbige zu pink. Also entschied ich mich für den mintfarbenen. Die Farbe ist für mich etwas ungewohnt, aber ein Farbtupfer im fahlen, grauen Winter schadet ja nichts, oder? Ich habe auch gleich den kuscheligen Strickfleece für das Kapuzenfutter und die Strickbündchen (Cuff me) dort gekauft. Die Ösen, die Kordel und den Reissverschluss habe ich mir online besorgt und gleich ein paar verschiedene Blautöne liefern lassen, da ich mir unsicher war, was wirklich passt. Jetzt ist alles Zubehör so in einem Rauchblau-Ton und harmoniert in meinen Augen bestens zum Mintgrün des Aussenstoffes.

 

 

Nun war da noch die Frage des Innenstoffes. Das Schnittmuster sieht einen Stepper vor. Doch ich wurde da nicht fündig. Also entschied ich mich für normale Baumwolle, gefüttert mit Thinsulate. Der Innenstoff sollte bunt und knallig sein, nicht zu kindlich, aber mit dem gewissen WOW-Effekt. Schlussendlich habe ich mir für Under the Sea entschieden. Er ist einfach toll!! Natürlich durfte mein neues Logo auf der Innenseite nicht fehlen. Ach so, die Ärmel habe ich aus einem Futtertaft genäht, damit das beim Anziehen schön flutscht, funktioniert super!

 

 

Wo und Wann: Angefangen zu nähen habe ich am Nähcamp von Elle Puls in Stuttgart. Die Vorbereitung dazu hat aber schon viel früher begonnen. Mir war von Anfang an klar, dass ich am Nähcamp ein etwas aufwendigeres, komplizierteres Projekt nähen wolle. Ich meine, wo habe ich sonst ein so geballtes Nähwissen um mich herum? Da mein Wintermantel zu diesem Zeitpunkt kurz davorstand, den Geist aufzugeben (inzwischen hat er das zeitliche gesegnet schnief), fiel mir die Entscheidung leicht, eine Winterjacke! So zogen sich die Vorbereitungsarbeiten (Schnittmustersuche, Stoff- und Zubehörauswahl) über mehrere Wochen hin. Mein Ziel war es, alle Schnittteile ausgeschnitten mitzunehmen, was mir aber aus zeitlichen Gründen nur teilweise gelang. Die Teile für die Innenjacke habe ich zugeschnitten und gleich mit dem Thinsulate zusammengenäht, da ich meine Overlock nicht auch noch ans Nähcamp mitnehmen wollte.

 

 

Die Schnittteile aus Oilskin habe ich dann am Freitagabend (nach einem feinen Nachtessen und zwei Gläser Wein) bei schummrigem Licht im Hotelzimmer auf dem Fussboden zugeschnitten. Dies ging erstaunlich gut. Der Stoff lässt sich sehr gut schneiden und auf dem Teppichfussboden liess sich die Schere super führen.

 

 

Geschlagene zwei Stunden hats gedauert, aber es hat sich gelohnt. So konnte ich gleich am Samstagmorgen mit dem Nähen anfangen. Also eigentlich. Ich war nämlich viel zu nervös, um mich an die Nähmaschine zu setzen. Gott sei Dank hatte ich am Morgen noch einen Workshop gebucht, so konnte ich mich noch etwas an die ungewohnte Atmosphäre gewöhnen. Aber nach dem Mittagessen ratterte die Nähmaschine quasi ununterbrochen bis spätabends. Und auch der Sonntagmorgen wurde gut genutzt. Kurz vor Mittag erreichte ich nämlich mein Etappenziel, die Innenjacke und die Aussenjacke waren fertig genäht. Übereinandergetragen konnte ich mir bereits ein Bild machen, wie sie dann im fertigen Zustand aussehen wird. Ich war überglücklich und konnte nur noch grinsen!

 

 

Da mir beim Zuschneiden der Innenjacke ein Fehler passiert ist, musste ich die Hilfe vom Nähcoach in Anspruch nehmen (Ingrid B. von B-Patterns). Ich habe nämlich das Rückteil der Innenjacke zwar im Bruch zugeschnitten, aber im Bruch noch eine Nahtzugabe hinzugegeben. Dies habe ich erst in Stuttgart festgestellt. Das Rückteil war also somit unten wie oben zu breit für Beleg und Kapuze. Da ich aber die unfreiwillig zugegebenen Mehrweite im Rückenbereich brauchen konnte, haben wir (also Ingrid B. und ich) entschieden, lediglich die Abnäher im Schulterbereich etwas breiter zu machen resp. an der unteren Kante einen Abnäher einzufügen. So passte alles wieder. Ich war sehr dankbar für die Hilfe! Wer weiss, was ich zuhause für eine handgeschusterte Lösung erfunden hätte?

Nachdem das megatolle Nähcamp am Sonntagnachmittag zu Ende ging, habe ich mich wieder auf den Weg nach Hause gemacht und habe in Etappen die Jacke fertig genäht. Als erstes musste ich das richtige Ösenwerkzeug für meine Snaply-Zange besorgen (ich hatte nichts für 8mm), um anschliessend unter Schweissausbrüchen und Angstzuständen die Ösen anzubringen. Beim Wenden der zusammengenähten Jackenteile musste ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass die Wendeöffnung ausnahmsweise genügend gross ist. Das kenne ich von mir gar nicht! Nach dem Wenden kam quasi die Kür, das Absteppen der Aussenkante. Dies habe ich sehr bedächlich und langsam gemacht. Nachdem die Kordel eingezogen war, kam es zur finalen Anprobe und es passte alles! Halleluja! Ein paar Kleinigkeiten beim Reissverschluss und beim Schlitz hinten musste ich noch verbessern, aber dennoch, ich war äussert zufrieden mit dem Ergebnis.

Die Fotos hat übrigens meine Schwester auf dem Balkon resp. in der Wohnung meiner Eltern gemacht. Es war über 20 Grad warm und ich schwitze wie verrückt. Aber ein bisschen Alphüttenfeeling mit Kaminfeuer musste einfach sein.

 

 

Wie: Na mit der Nähmaschine, wie den sonst 😊 Die Anleitung ist sehr ausführlich und enthält gute Fotos. Ich hatte keinerlei Fragezeichen und habe mich schön Schritt für Schritt durchgekämpft. Die Schnittteile für die Innenjacke habe ich ebenso aus Thinsulate ausgeschnitten und mit den Schnittteilen aus dem Innenstoff mit der Overlock zusammengenäht. Der Oilskin lässt sich sehr gut mit einer normalen Universalnadel vernähen und mit viel Dampf können sogar kleine Nadellöcher weggezaubert werden (vielen Dank an meine Tischnachbarin für den guten Tipp!!!).

Warum: Tja warum? Einerseits brauche ich im nächsten Winter eine neue Jacke, aber die hätte ich mir auch kaufen können. Wäre ganz sicher schneller und vermutlich aus günstiger gewesen. Aber andererseits brauchte ich ein Projekt fürs Nähcamp, eine Herausforderung. Ich wollte herausfinden, wo meine nähtechnischen Grenzen liegen. Und den Oilskin zu verarbeiten hat mich auch gereizt. Und wisst ihr was, ich habe es keine Sekunde bereut!! (Also naja nicht ganz… es gab da diese zwei Momente, einerseits als ich die über 70 (!!) A4 Seiten fürs Schnittmuster zusammengeklebt habe (ja, ich weiss, man kann das auch in Papierform kaufen oder plotten lassen…) und andererseits als ich auf dem Hotelzimmerfussboden am Freitagabend die nicht enden wollenden Jackenteile zugeschnitten habe, aber ansonsten, nein…).

 

 

Fazit: Ich bin BEGEISTERT vom Ergebnis und der Stoffqualität und natürlich ein bisschen stolz, dass ich dieses grosse Projekt gemeistert habe. Jetzt freue ich mich nun auf den Frühling, den Sommer und den Herbst und anschliessend ganz, ganz fest auf den hoffentlich kalten und schneereichen Winter!!!

In diese Sinne ganz verschneite Piratengrüsse

Schnittmuster: MAcleo von ki-ba-doo, genäht in Gr. 38
Aussenstoff: Dry Oilskin mint von Merchant and Mills, gekauft bei urmeli.ch
Kapzenstoff: Strickfleece (leider keine weiteren Angaben), gekauft bei urmeli.ch
Innenstoff: Baumwolle Under the Sea von blendfabrics , gekauft bei stoffkiste.ch
Reissverschluss, Ösen und Kordel von snaply.de
Bündchen: Cuff me COZY Grobstrickbündchen von Albstoffe in rauchblau, gekauft bei urmeli.ch
Wärmeisolation (Futter): Thinsulate Vlies 150 g/m2 von 3M, gekauft bei kreando.ch

Verlinkt mit Eure Lieblingsmantel, NähzeitamWochenende

Beitrag enthält liebgemeinte Werbung aus Überzeugung (Stoff und Schnittmuster selbst gekauft)

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